Definition Stadt, Teil I


Prof. Dr. Dieter Hassenpflug, Bauhaus-Universität Weimar


Fritz Burschel


20.01.2006





Moderator:

Was ist das eigentlich eine Stadt: Eine größere Ansammlung von Häusern samt den dazu gehörigen Menschen? Was macht eine Stadt aus und welche Funktionen hat sie zu erfüllen? Mit diesen Fragen beschäftigen sich Soziologen und Urbanisten auch hier an der Weimarer Bauhausuniversität. Mathias Buß hat den Direktor des Instituts für europäische Urbanistik Prof. Dieter Hassenpflug gefragt, wie er eine Stadt definieren würde.

Prof. Dr. Hassenpflug:

Es gibt für mich drei große Definitionen. Das eine ist: die Stadt hat immer Entwicklung, Aufklärung u.s.w. promotet und damit kulturelle Entwicklung vorangetrieben. Die zweite große Definition: Stadt ist die Anwesenheit des Fremden und Anderen. Dann gibt es eine dritte Definition: Stadt bedeutet Zentralität. Zentralität wird geschaffen durch drei, vier Aspekte und davon ist ein ganz wichtiger: Zentralität bedeutet: ein symbolischer Ort, und deswegen hat sich das auch immer konzentriert auf die Innenstadt; dann zweitens: der Ort bester Erreichbarkeit, das geht dann auch eine Verbindung ein; und dann sicher auch der klassische, philosophische Diskurs des 19. Jahrhunderts: Die Stadt ist eine Zivilisationsmaschine.

Moderator:

Nicht nur von der grünen Wiese und überdimensionierten Einkaufszentren droht Gefahr für den innerstädtischen Handel. Auch der PC ist inzwischen zur Konkurrenz geworden. Bequem per Mausklick im Internet bestellen, das spart die Fahrt und das Parken in der City. Doch Untersuchungen zum sogenannten E-Commerce, dem elektronischen Handel und zum typischen Internetshopper haben erstaunliche Ergebnisse gebracht, wie Dieter Hassenpflug von der Bauhausuniversität Weimar weiß.

Prof. Dr. Hassenpflug:

Nun ist der Einzelhandel nicht nur bedroht von der grünen Wiese her sondern z. B. auch durch das Internet, durch den E-Commerce. Da haben wir sehr interessante Ergebnisse herausgefunden. Wir haben, wenn man jetzt davon ausgeht, dass es eine soziologische Gruppe gibt, die wir Onlineshopper nennen, Leute, die das Internet nutzen. Wenn man sich jetzt diese Gruppe mal genauer betrachtet, soziologisch, da findet man heraus: Das sind gut ausgebildete, junge, dynamische, mobile Menschen - und grade diejenigen, die innerstädtische Qualität am meisten nachfragen. Es gibt eine neue Generation, die sich entwickelt, der Onlineshopper, der qualitativ hochwertige Innenstädte will. Sie differenzieren zwischen funktionellem Bedarf, aber dann wollen sie sozusagen nach erledigter Arbeit hochwertiges Shopping in einem guten Ambiente mit Flair, mit guten Innenstädten, haben. Das ist eine interessante Entwicklung.





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