Fürst-Pückler-Land


Ein Interview mit Brigitte Scholz, Leadpartnerin von REKULA


Mathias Buß


13.01.2006





Moderator:

Kommen wir nun zum ersten Projekt mit dem etwas verwirrenden Namen REKULA. Noch mal zur Erinnerung: Es geht um die Restrukturierung von Kulturlandschaften. Da gibt es in der Lausitz das so genannte Fürst-Pückler-Land. Jener Fürst ist den meisten eher als Erfinder des Drei-Schicht-Eisgenusses bekannt. Wie er zum Namensgeber für einen ganzen Landstrich wurde, darüber sprach Mathias Buß mit der Leadpartnerin von REKULA Brigitte Scholz und fragte sie zunächst, wo liegt das Fürst-Pückler-Land überhaupt?

Brigitte Scholz:

Das Fürst-Pückler-Land liegt in Brandenburg und Sachsen an der Grenze zu Polen, also ziemlich weit im Osten von Deutschland. Es liegt so im Städtedreieck grob von Cottbus, Breslau und Dresden.

Moderator:

REKULA, so ist ja nun der Begriff für dieses EU-Projekt, steht für die Rekultivierung von Kulturlandschaften. Um welche Landschaften handelt es sich denn, und welche Geschichte haben denn diese Landschaften eigentlich?

Brigitte Scholz:

Kulturlandschaften meint immer Landschaften, die von den Menschen verändert worden sind. Damit hat Pückler, unser Namensgeber, schon angefangen als er damals im Pückler Parks in Bad Muskau und in Branitz diesen neuen Landschaftspark geschaffen hat. Aber wir verstehen darunter auch die Industrielandschaften, die jetzt von dem Industriezeitalter komplett überformt worden sind, also z. B. in der Lausitz, dem Pückler-Land, die Braunkohletagebauer. In Veneto, unserer Partnerregion in Italien, sind es die Kiesgruben, die zu einer Landschaftsveränderung geführt haben und das Siedlungsmuster dort. In Polen, Oberschlesien, ist es das Schlesische Industrierevier dort, wo man unter Tage Kohle gewonnen hat und natürlich über Tage sehr stark industrialisiert hat.

Moderator:

Wie kann die Zukunft solcher zerstörten Landschaften aussehen? Welche Visionen und Aussichten gibt es denn nun für die Menschen vom Tagebauarbeiter zum Kartenabreisser im Freizeitpark oder vom Fremdenführer in einer Mondlandschaft?

Brigitte Scholz:

Ja, so ein bisschen sind sie schon in der richtigen Richtung. Wir haben gerade eine Ausstellung hier auf den Seeterrassen - die nennt sich von der Eiszeit zur Freizeit. Also ein bisschen geht es in diese Richtung. Wir haben erstmals gefragt: Was ist diese Störung - Störung ist ja auch sehr negativ besetzt. Unser Partner in Italien, Herr Luciani, meinte dann, aber eine Störung ist auch immer eine Chance, also eine Chance zum Neuanfang, und man muss gucken was ist es wert, dass es in diese neue Zukunft transportiert wird und da geht es z. B. um diese Industriekulturobjekte wie ein altes Kraftwerk das dann ein Besucherwerk werden kann, wo man eben mit Tourismus Geld verdienen kann. Es geht aber auch darum, dass man in der Landschaft, wenn man Siedlungsmuster z. B. entwickelt, guckt, wo gibt es gesunde Siedlungskerne, wie kann ich die stabilisieren und wo gibt es wirklich Bereiche, wo ich einfach mal komplett rückbauen und sagen muss, da war vorne nichts, da war eine Zeitlang was und da wird nachher auch nichts sein. Auf europäischer Ebene haben wir das mit den Partnern vor allen Dingen in Italien diskutiert, die sich z. B. damit beschäftigt haben, mit diesen Windrädern, die ja nicht immer nur positive Kritik bekommen, sondern wo man auch schnell von der Verspargelung der Landschaft schnell spricht.

Moderator:

Was heißt das denn, also der Gegensatz zur Verspargelung? Ist denn so zusagen das man dann die Windräder oben auf die Bergkuppen setzt und das man dann noch weitere Erhöhungen also Superlative in den Landschaften schafft?

Brigitte Scholz:

Also bei den Italienern war es genau dieser Vorschlag. Also man hat gesagt, man sollte diese Bergkuppen betonen und denen noch mal so eine Krone aufsetzen. Verspargelung meint also, dass es komplett willkürlich passiert, nur nach den Kenntnissen wie ich am meisten Windenergie selber erzeugen kann, aber nicht nach dem Plan, wo ich mir auch mal überlege, wie kann ich was schon da ist unterstützen und fördern.

Moderator:

Dieses Kraftwerk, was Sie angesprochen hatten, dieses eine Beispiel. Worum handelt sich denn da?

Brigitte Scholz:

Es gibt ein Kraftwerk bei uns, das Kraftwerk Plessa, das stillgelegt worden ist nach der Wende und das jetzt dabei ist, zum Erlebnispark Plessa umgebaut zu werden. Und das heißt erst einmal eine bauliche Sicherung und Sanierung. Das Kraftwerk will auch weiterhin Energie erzeugen, sozusagen im übertragenden Sinne. Es soll dort ein Demonstrationszentrum zu diesen erneuerbaren Energien eingerichtet werden. Konkret: Wenn ich jetzt eine Photovoltaik-Anlage aufs Dach haben will, wie kann ich ohne Öl und Gas trotzdem meine Stube heizen? Und solche Praxiserkenntnisse sollen dort mit gezeigt werden. Ansonsten werden in dieses Kraftwerk jetzt kleinteilige gewerbliche Nutzungen Einzug halten, z. B. auch Energie, wenn man aus den Obstsorten, die in der Umgebung wachsen, dann Obstbrände herstellt. Die Obstbranntweindestillation das ist ein Ziel, das wir nächstes Jahr in Plessa umsetzen wollen.

Moderator:

Ja, die wird Energie frei setzen.

Brigitte Scholz:

Die werden dann auf jeden Fall Energie frei setzen.





In Kooperation mitnach oben