Umgang mit dem Wasser


Dr. Peter Heiland, Lehrbeauftragter an der Uni Mainz


Mathias Buß


16.12.2005





Dr. Peter Heiland:

Nachdem man viele Jahre daran geglaubt hat, dass man das Wasser vor allem durch technische Maßnahmen im fluss halten kann und dadurch Risiken verringern oder ausschließen kann, hat man in den letzten Jahren gesehen, dass vor allen Dingen der Umgang mit dem Wasser entscheidend ist, d. h. zunächst einmal den Flüssen wieder den Raum geben, den sie brauchen, damit die Hochwasserwellen gar nicht so hoch werden, und dann zum anderen weichen, das heißt, da nicht siedeln oder zumindest nur mit vorsorgenden Maßnahmen siedeln, wo das Hochwasser hinkommen kann.

Moderator:

Das sind ja nun ganz entscheidende Dinge, die sie da ansprechen, einmal den Flüssen Raum geben und dann entsprechend weichen. Inwiefern ist denn diesbezüglich überhaupt das Bewusstsein da, gerade bei den Behörden?

Dr. Peter Heiland:

Das Bewusstsein hat sich gewandelt. Wir haben schon einen deutlichen Umdenkungsprozess in den letzten 10 Jahren erleben können. Die großen Hochwasser 93 und 95 am Rhein haben den Auslöser gespielt. Es gibt seitdem viele Initiativen und viele Regelwerke, die darauf Rücksicht nehmen, dass man umdenken muss. Aber trotzdem ist es immer noch ein Widerstreit im Einzelfall, denn derjenige, der am Fluss siedelt, möchte natürlich den technischen Hochwasserschutz so, dass er keine nassen Füße kriegt. Der Planer sagt, er dürfte eigentlich dort gar nicht siedeln.

Moderator:

Anhand von Pilotprojekten sollen ja nun beispielhaft ausgewählte regionale Entwicklungspläne fortentwickelt werden. Können Sie das mal so mit ein paar Beispielen erläutern?

Dr. Peter Heiland:

Die Pilotprojekte innerhalb des INTERREG Projektes ELLA bringen punktuell exemplarisch diese Umsetzung von Gefahrenkarten in diesem Planungsprozess voran, indem Gefahrenkarten erarbeitet werden.

Moderator:

Wie gestaltet sich denn eigentlich die internationale Zusammenarbeit mit Polen und Tschechien?

Dr. Peter Heiland:

Da haben wir wirklich in den INTERREG Projekten oder REGIO und hier an der Elbe auch im ELLA Projekt enorm viel erreicht. Beispielsweise mit dem Ministerium für Regionalentwicklung in Prag. Die ist so belastbar, dass man sich mittlerweile anrufen kann und für den nächsten Tag verabreden, wenn es Fragen gibt. Das war noch vor 3 Jahren im ELLA Projekt nicht so, da wurden Briefe auf oberster Ebene gewechselt und mit langen Vorlauffristen hat man sich eingeladen.

Moderator:

Auf jeden Fall kann man sagen, die Elbe wird in Zukunft immer weniger ein Risikostrom für Deutschland sein.

Dr. Peter Heiland:

Wenn die Maßnahmen umgesetzt und konsequent auch behandelt werden vor Ort, dann kann man dem Risiko ausweichen oder man kann mit dem Risiko umgehen.

Moderator:

Hört sich an, wie: was wäre wenn. Wäre ja schön. Wie realistisch ist das?

Dr. Peter Heiland:

Es gibt im Moment ein ganzes Bündel an Maßnahmen, das erst mal umgesetzt werden muss. Was wir sehen ist, je häufiger man vor Ort die transnationalen Ideen diskutiert, um so häufiger begegnet man natürlich auch den Problemen. Dass das alles schön ist, aber vor Ort doch andere Prioritäten gesetzt werden müssen und da haben wir noch vieles zu erreichen.

Moderator:

Ist es denn tatsächlich möglich, mit den Behörden zusammenzuarbeiten, ist es nicht manchmal ein schwerer Kampf mit den Pragmatikern oder sind es vielleicht gar keine Pragmatiker, sind es vielleicht eher Techniker, bei denen man an dieses Umweltthema gar nicht ran kommen kann?

Dr. Peter Heiland:

Ja, durch die Verteilung dieses Themas vorsorgender Hochwasserschutz auf so unterschiedliche Ressorts wie Umweltverwaltung, Wasserwirtschaft und Raumplanung hat beispielsweise auch die Landwirtschaft eine Rolle dabei. Jeder hat seine eigenen Pflichtaufgaben, die gesetzlich verankert sind.

Moderator:

Wie können Sie das tatsächlich den Behörden vor Ort näher bringen?

Dr. Peter Heiland:

Wir haben regelmäßige Arbeitskreise. Es ist das Ziel, am Ende ein solches Ergebnis für die Raumordnung hier zu erreichen, das zu dem wasserwirtschaftlichen Ansatz passt und das damit verwoben ist. Also, dieses Wort vom integrierten Planen soll hier durch ein enges Verzahnen und immerhin eine 3-4 Jahre lange Zusammenarbeiten in dem Projekt erreicht werden.





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