Wohnqualitäten des Plattenbaus


Karl-Heinz Kalke, Geschäftsführer der IPROM GmBH


Mathias Buß


02.12.2005





Karl-Heinz Kalke:

Wir aus der Wohnungswirtschaft sind der Meinung, dass "die Platte" erst mal nicht schlecht ist. "Die Platte" ist ein Gebäude, das industriell hergestellt ist, in dem man gut leben kann, das man auch umgestalten kann. Vom Image ist "die Platte" also nicht von vorn herein so schlecht, wie sie immer gemacht wurde. Also, wir sehen das so: Für Marzahn-Hellersdorf kann die Lanze gebrochen werden und muss auch gebrochen werden. Wir haben bewiesen, dass eine Großsiedlung vorzeigbar sein kann. Hier sind Strukturen gewachsen, hier wurde natürlich auch auf die Bedürfnisse der Menschen Rücksicht genommen. Wir haben Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt und zwar nicht so sehr von unserer Sicht her. Wir haben Umfragen gestartet und gefragt: Was wollen die Bewohner? Wie soll die Wohnung in der Zukunft aussehen? Und in den letzten 15 Jahren haben wir natürlich eine Entwicklung durch. Wenn Sie sich überlegen: 1989 waren die Wohnungen frisch fertig. Die Leute waren zufrieden, sie hatten eine Wohnung, das war alles o. k. Aber die Ansprüche wachsen. Wenn die Ansprüche wachsen, müssen Sie sich dem stellen. Früher waren die Leute zufrieden, wenn sie 50 oder 60 m² Wohnfläche für eine Familie mit einem Kind hatten. Heute brauchen sie mindestens 60-70m². Diesem Anspruch müssen sie gerecht werden. Das kann "die Platte" liefern. "Die Platte" ist umbaubar. Sie ist flexibel, das haben wir bewiesen. Beispielsweise haben wir Maisonetten-Wohnungen gebaut. Wenn wir ansprechbare Grundrisse haben, das Umfeld entsprechend gestalten und das Haus so herrichten, dass sie sich - jetzt sag ich mal ein bisschen flapsig - nicht mehr schämen müssen für "die Platte", haben wir überhaupt keine Problem, die Platte zu vermieten

Moderator:

Und das ist auch alles zu finanzieren?

Karl-Heinz Kalke:

Das ist schwierig zu finanzieren, das sage ich ganz ehrlich. Das geht nur, indem man die finanziellen Mittel bündelt. Es gibt staatliche Fördermittel, aber wir müssen uns natürlich wirtschaftlich so aufstellen, dass wir das durch die Mieten wieder rechtzeitig herein bekommen. Es handelt sich ja um Kredite, es sind ja keine Zuschüsse. Wir müssen die Mietgestaltung so machen, dass sich das wieder refinanziert. Dafür haben wir gute Beispiele. Das sind auch Punkte, die wir im Rahmen des Projektes LHASA transferieren. Wir können beweisen, dass auch Modernisierungsmaßnahmen sich finanzieren können.

Moderator:

Ich, als Mieter, wie viel müsste ich für eine 60 m² Wohnung bezahlen?

Karl-Heinz Kalke:

Also, hier sind die Durchschnittswerte zwischen 5-7 €/m², warm.

Moderator:

Im Vergleich zum Berliner Mietspiegel ist das sozusagen ein annehmbarer Preis?

Karl-Heinz Kalke:

Das ist das untere Level im Berliner Mietspiegel und zwar für Wohnungen, die qualitativ höher sind als in der Innenstadt.





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