Was bedeutet LHASA als EU-Projekt


Sabine Slapa, Projektmanagerin "Visionen für den Stadtteil Marzahn-Hellersdorf"
Karl-Heinz Kalke, Geschäftsführer der IPROM GmBH


Fritz Burschel


02.12.2005





Moderator:

LHASA - das ist nicht die Hauptstadt von Tibet und auch nicht die offizielle Abkürzung für Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt - Frau Slapa, übersetzen Sie uns mal die Abkürzung LHASA als EU-Projekt! Was bedeutet das?

Sabine Slapa:

Das heißt LARGE HOUSING AREA STABILISATION ACTION. Dieses Projekt LHASA beschäftigt sich mit Stabilisierungsprojekten oder -maßnahmen für Großwohnsiedlungen, hier aber auch kombiniert mit Beschäftigungsstrategien für Leute, die in den Großwohnsiedlungen leben.

Moderator:

Was heißt denn Stabilisierungsstrategien?

Sabine Slapa:

Da geht es ganz klar um Modernisierungsaspekte, die Großwohnsiedlungen zu modernisieren, denen ein besseres Umfeld zu bieten. Das, was ja auch von den Leuten in dieser Umfrage angesprochen wurde. Aber ich denke, was wirklich wichtig ist und was ganz oft bei der Vorstellung des Projektes vergessen wird, dass in diesem Projekt auch das Thema Beschäftigungsstrategien mit integriert ist. Denn auch das haben ja diese Interviews gezeigt: Es geht nicht nur darum, dass man die Häuser modernisiert und ein entsprechendes Umfeld schafft, sondern das Problem der Arbeitslosigkeit, der Perspektivlosigkeit ist ein ganz ganz großes.

Moderator:

Welche Länder sind denn an dem LHASA-Projekt beteiligt?

Sabine Slapa:

Da sind Tschechien dabei, die Slowakai, Polen ist dabei, Italien und Deutschland

Moderator:

Und was für Probleme lagen liegen da auf dem Tisch, was gibt es da für Unterschiede, zum Beispiel zwischen west- und osteuropäische Großstädten?

Sabine Slapa:

Das große Problem oder der Unterschied ist, dass viele in dem Bereich Modernisierung noch nicht so weit sind. Ein gutes Beispiel ist die Slowakai Panskà. Bristica wie aber auch Budapest, Tissi und Warschau. Venedig würde ich da jetzt einfach außen vor lassen. Aber diese vier Beispiele, die sind einfach in dem Themenfeld Modernisierung noch nicht so weit. Das hängt natürlich auch mit Finanzierungsproblemen zusammen, die haben nicht die Fördermöglichkeiten, die es in Deutschland gibt. Die Stadt Plzen ist ein Beispiel für die Ausländerproblematik, die auch in der Umfrage mit anklang: Dort gibt es zwei Häuser, die noch nicht modernisiert wurden, obwohl die anderen Häuser in den gleichen Bereichen, in der gleichen Großwohnsiedlung modernisiert wurden. Sicherlich mit einem anderen Standard, wie wir es von Deutschland kennen, aber da sind Modernisierungsaufgaben schon übernommen worden. Und in diesen zwei nicht modernisierten Häusern wohnen ausschließlich Romas.

Moderator:

Sie haben es schon angedeutet, Wohnumfeldopitmierung auf der einen Seite und Beschäfigungsprogramme auf der anderen Seite. Was sind denn die konkreten Arbeitspakete, die bei LHASA geschnürt werden?

Sabine Slapa:

Da geht es zum Einen darum, den Partnern ein weiteres Intrument, ein stadtplanerisches und informelles Instrument nahe zu legen - das ist der Rahmenplan. Auf der anderen Seite geht es darum, ihnen Modernisierungsstrategien zusammen mit der möglichen Finanzierung über Kredite der Banken und über Fördermöglichkeiten im Rahmen der ministeriellen Ebene aufzuzeigen. Auf der anderen Seite geht es darum, Beschäftigungsstrategien zu entwickeln, gerade für die Bewohner in diesen Siedlungen. Das sind ganz einfache Dinge, dass man ihnen anbietet, im IT-Bereich tätig zu sein, ihnen einfach auch dort kostenfrei die Möglichkeit zu geben, den Bereich für sich zu erobern und dort gegebenfalls neue Aufgabenfelder zu finden.

Moderator:

Sie haben ja wahrscheinlich auch noch die Bilder aus Frankreich im Kopf, wo es vor kurzem mächtig gekracht hat. Lassen sich solche Ausbrüche mit LHASA verhindern? Oder sind diese Ereignisse völlig losgelöst von den hiesigen Problemen?

Sabine Slapa:

Sie sind mit Sicherheit nicht losgelöst. Ob sie sich damit verhindern lassen, das wage ich zu bezweifeln. Die Kommunikation von den Ergebnissen des LHASA-Projekts, von den guten Ergebnissen, ist noch nicht ausreichend. Das sehe ich als ganz ganz großes Problem an, auch im Hinblick auf die Sprachbarriere.

Moderator:

Das wollte ich gerade fragen. Wie läuft denn die Kommunikation innerhalb des LHASA Projetktes, wenn da so unterschiedliche Länder dran beteiligt sind?

Sabine Slapa:

In der Regel ist natürlich die EU-Sprache Englisch. Es ist aber sehr, sehr schwierig, weil die wenigsten wirklich Englisch so beherrschen, dass sie dann auch in den Fachtermini miteindander reden können. Wir versuchen, wenn es finanziell möglich ist, immer wieder Dolmetscher einzusetzen. Und ich denke, das ist auch der richtige Weg. Das ist von meiner Seite speziell ein Apell an die EU für die weitere Strukturfondsperiode, nämlich dort die Möglichkteit auch einzurichten, dass wir uns Dolmetschern bedienen können. Die Sprachkompetenz im Englischen, was nun mal die allgemeingültige Sprache bei diesen EU-Projekten ist, ist nicht ausreichend. Wir brauchen Dolmetscher.





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