Erhalt des Weltkulturerbes


Dr. Burkhard Kolbmüller, Projektleiter HERMES


Fritz Burschel


18.11.2005





Moderator:

Wir sind im Interregradio und beschäftigen uns mit dem Programm HERMES. Europa wird immer größer immer mehr Nationen kommen einander näher oder sollten einander näher kommen. Alle bringen sie ihre eigene Geschichte ihre Kultur mit ein in diese neue Gemeinschaft. Um das kulturelle Erbe zu vermitteln, Verständnis für die anderen Identitäten zu wecken, gibt es seit einiger Zeit ein von der Europäischen Union gefördertes Projekt namens HERMES. Im Vorfeld der Sendung habe ich mich mit dem Projektleiter von HERMES mit Dr. Kolbmüller unterhalten und als erstes antwortet er auf meine Frage: Was denn wohl der griechische Götterbote Hermes mit der europäischen Union zu tun hat?

Projektleiter Dr.Burkhard Kolbmüller:

Also, Hermes ist ein europäisches Projekt im Förderprogramm INTERREG III B CADSES, klingt sehr technisch. Es geht um Kooperation im mittel- und osteuropäischen Raum auf ganz unterschiedlichen Themenfeldern. Wir gehen von Stadtplanung bis hin zu Verkehrswegen und auch dem kulturellen Erbe und in diesem Bereich Schutz und Entwicklung des Kulturerbes hat die Stiftung Weimarer Klassik mit weiteren 15 Partnern aus 8 Ländern ein Projekt eingereicht, in dem übrigens auch Radio LOTTE mit dem Interregradio beteiligt ist. Es wird heute noch vorgestellt werden, und da geht es im Grunde darum, wie kann das Kulturerbe mit Hilfe von neuen Medien interessant gemacht werden, auch für die nächste Generationen.

Moderator:

Vielleicht können Sie es noch einmal an einem Beispiel etwas anschaulicher machen. Ich habe immer den Eindruck, dass so europäische Projekte wenig transparent sind für Leute, die mal nachfragen wollen. Sie hören dann CADSES und hören HERMES und hören INTERREG III B und schon sind sie halb ausgestiegen mit ihrer Aufmerksamkeit. Vielleicht können Sie HERMES uns noch mal ganz konkret beschreiben.

Projektleiter Dr. Burkhard Kolbmüller:

Hermes ist erst mal eine Abkürzung "heritage in new media for sustainable regional development". So ist der Name entstanden. Hermes ist übrigens nicht nur der Götterbote, sondern auch der Gott der Diebe, was uns erst hinterher bewusst geworden ist. Ein Beispiel vielleicht ist, was hier vor Ort liegt und man sich schon angucken kann, das Museum in Oßmannstedt und die Bildungsstätte im ehemaligen Wielandgut. Auf ähnlicher Ebene mit einem ganz anderem Inhalt natürlich machen das die griechischen Kollegen in der Stadt Volos. Das ist die Stadt - kennt kein Mensch - liegt in Mittelgriechenland, aber natürlich ganz berühmt, wie fast alle griechischen Städte, weil da die Argonauten gestartet sind die Argonauten, um das goldene Vlies zu rauben, letztendlich aus dieser Zeit gibt es nichts mehr nicht mal mehr ein paar Steinchen. Und da wollen die griechischen Partner von der Stadt Volos ein virtuelles Museum der Argonauten bauen. Die Planungen laufen, d.h. also mit multimedialen Effekten nachvollziehbar machen, wie das denn damals gewesen sein könnte. Dazu gehört auch, dass Jugendliche das Schiff nachbauen beispielsweise. Aber es ist auch sehr politisch, weil diese Reise der Argonauten - die ging ja bis an den Kaukasus und durch diese heute natürlich nach wie vor sehr interessante, manchmal problematische Mittelmeerregion, hat die Türkei berührt Bulgarien, Rumänien und letztendlich dann die Kaukasusregion - also insofern ist es auch politisch aktuell. Aber es geht darum, ein Museum mit neuen Medien so zu gestalten, dass man in dem Fall die Argonauten nacherleben kann. Ähnlich Teile gibt es bei den polnischen Partnern, bei den bulgarischen, da könnte man viel erzählen.

Moderator:

Also, so eine Anschaulichkeit fand ich jetzt sehr hilfreich, um sich vorzustellen, dass das nicht nur etwas ist, was in irgendwelchen EU-Amtsstuben ausgedacht wird, sondern dass es etwas mit Steinen, mit Anfassen, mit Medien zu tun hat, aber auch natürlich mit Kommunikation. Kommunikation ist ja bekanntlich schwierig, vor allen Dingen dann, wenn man sich verständigen will auf irgendeine Art und Weise. Die beteiligten Länder, insbesondere in dem CADSES-Raum kommen aus völlig unterschiedlichen Sprachhintergründen, das sind slawische Sprachen, das sind indogermanische Sprachen, finiugrische Sprachen. Wie kommuniziert man miteinander in diesem Raum?

Projektleiter Dr. Burkhard Kolbmüller:

Ganz einfach mit Englisch. Und das ist natürlich ein Spiegelbild der realen Situation nach der EU-Erweiterung im letzten Jahr, sind ja nicht nur 10 Länder dazugekommen, sondern auch 10 Sprachen. Das ist ein praktisches Problem, das Englische ist natürlich die Verkehrssprache jetzt geworden, hat das Französische eindeutig verdrängt aus meiner Sicht, aber für niemanden ist es die Muttersprache.

Moderator:

Erschwert dies Projekte oder findet man einen kleinsten gemeinsamen sprachlichen Nenner, oder wie sieht es dann in der Praxis, in der Umsetzung aus?

Projektleiter Dr. Burkhard Kolbmüller:

Es macht es nicht unbedingt einfacher. Wir haben einige Kollegen auch im Projekt, zum Beispiel hier von der Bauhausuniversität, die polnisch sprechen. Das hat es unglaublich erleichtert: Wenn also Deutsche bei den polnischen Partnern, wir haben drei polnische Partner, in Krakow auftreten und polnisch wirklich gut polnisch sprechen und sich auch bemühen - das hat auch sehr viel Eis gebrochen in den diesen doch nicht ganz wieder aktuellen unproblematischen deutsch-polnischen Beziehungen.

Moderator:

Wie geht die Entwicklung weiter? Gibt es ein Konzept oder eine Idee, wie es zum Abschluss gebracht werden soll, oder beginnt hier ein Prozess, der auf lange Sicht angelegt ist

Projektleiter Dr. Burkhard Kolbmüller:

Wir sind jetzt am Beginn des letzten Jahres des Projektes, das insgesamt knapp drei Jahre dauern wird, wenn es zu Ende ist. Ende des nächsten Jahres im Oktober werden viele Dinge werden bleiben und weiter betrieben werden, wie in Oßmannstedt, das Museum der Argonauten wird in der Aufbauphase sein. Es werden nicht alle Partnerschaften und nicht alle Projektteile nach Projektende weitergeführt werden können, weil das natürlich auch etwas mit Finanzen zu tun hat. Wir arbeiten derzeit sehr stark daran, dieses "heritage radio network", das Internetradio, auf solche Füße zu stellen, die dann unabhängig von der Pojektfinanzierung also weiter gehen. Wenn das gelingen würde, wäre es ein großer Erfolg für das Projekt.

Moderator:

Die Projekte innerhalb dieses HERMES-Projektes, die keine eigenständige Nachfinanzierung finden, die verschwinden dann einfach wieder, oder wie darf man dass verstehen?

Projektleiter Dr. Burkhard Kolbmüller:

Nein, überhaupt nicht. So ein Wielandgut in Oßmannstedt verschwindet ja nicht. Das Projekt gibt eine Anschubfinanzierung, es gibt - und das macht auch so ein Projekt aus - einen Austausch mit den Partnern über bestimmte technische, aber auch inhaltliche Fragen, wie man das kulturelle Erbe vermittelt. Insofern gab es einen Wissenszuwachs, der natürlich auch bleibt und der jetzt bei Weiterem, nehmen wir mal das Beispiel Weimar Museumskonzeption der Klassikstiftung Weimar, natürlich zur Verfügung steht, ohne dass es dann möglicherweise in den nächsten Jahren eine ständige enge Kommunikation mit den griechischen oder den bulgarischen Partner geben wird. Was aber auch bleiben wird, dass man diese Partner hat und dass man sozusagen gute Voraussetzungen hat, um weitere Projekte Vorhaben oder was auch immer schnell in die Wege zu leiten.





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