Thema:
Der Begriff Kultur und das UNESCO Weltkulturerbe
Interviewpartner:
Dr. Reiner
Stollmann, Studiendekan für Kulturwissenschaften an den Uni
Bremen
Justus H. Ulbricht, Stiftung Weimarer Klassik
Horst
Wadehn, Vorsitzender der UNESCO Welterbestätten Deutschland
e.V.
Moderator:
Fritz Burschel
Datum:
18.11.2005
Was ich mit Verschwinden der Kulturen meine, ist zum einen der Verlust des Politischen, zum anderen von Lebensformen und Lebenskulturen. Ich glaube, dass dieser Prozess wahrgenommen wird und daraus ein gewisses Bedürfnis entsteht sich mit Kultur zu beschäftigen.
Moderator
Wie Reiner Stollmann, Studiendekan des Fachbereichs Kulturwissenschaften an der Universität Bremen anspricht, steht der Begriff Kultur nicht selten im Zentrum von Debatten. In diesen Debatten geht es meistens um Identität und Selbstverständnis. Justus Ulbricht beschäftigt sich als Leiter der Weimarer Sommerkurse mit den Begriffen Europa, Identität und kulturelles Erbe.
Justus Ulbricht
Es macht es wichtig über Identität zu sprechen- jetzt, meine ich -kulturelle Identität, weil für alle Europäer zum Alltag gehört, sich selbst irgendwo geistig kulturell zu verorten. Wir leben in einem Kontinent mit Identitätskonflikten. Alle Gesellschaften werden geprägt, zerrissen vom Konflikt, von verschieden Milieus, Skulpturen und auch kollektiven Identitäten. Das muss man annehmen, diese Herausforderung - zu überlegen, wie man diese Konflikte, die erst mal einfach da sind und existieren und manchmal eine sehr lange Vorgeschichte haben, wie man die friedlich löst.
Moderator
Das kulturelle Erbe soll hierbei als Anlass und als Mittler dienen. Gemeinsame kulturelle Wurzeln sollen sichtbar gemacht werden. Gleichzeitig muss aber auch die kulturelle Vielfalt in Europa erhalten bleiben. Mit diesem Ziel soll europäische Kulturpolitik die nationale Kulturpolitik ergänzen. Dabei werden unter dem Begriff kulturelles Erbe nicht nur Baudenkmäler zusammengefasst, sondern auch bewegliches und immaterielles kulturgeschichtliches Erbe. Warum das Verständnis der Geschichte hilft, die Gegenwart zu gestalten, dazu Horst Wadehn Vorsitzender der UNESCO Welterbestätten Deutschland e.V.
Horst Wadehn
Wir haben etwa über 800 Welterbestätten. Davon ist also fast die Hälfte in Europa und das drückt meines Erachtens die Bedeutung der Geschichte Europas aus und die Zusammenhänge für die Geschichte, die ist ja so stark verbandelt mit gerade der mittelalterlichen Geschichte bis hin zur Neuzeit: ob Sie jetzt die Schlösser nehmen, ob sie die Burgen nehmen, die Kirchen nehmen. Wer sich mit der Geschichte nicht auseinandersetzt, der kann mit der Gegenwart und schon gar nicht mit der Zukunft umgehen. Und insofern ist also dieser Kulturauftrag eine ganz, ganz wichtige Aufgabe, damit wir nach vorne gehen.
In Kooperation mitnach oben